So 17.2.2019
Fotonachweis: © Gaby Schweer
Nach ein paar Begrüßungsworten von Hinrich Kley-Olsen als Leiter unserer Begegnungsstätte führte Hansfried Münchberg in die Ausstellung ein:
Als ich vor etwas mehr als einem Jahr vorschlug, das Thema Landmarken – Wegmarken als Jahresthema für die heutige Ausstellung zu nehmen, war die Begeisterung, wie auch bei den Themenschwerpunkten der vorangegangenen Jahre riesengroß.
Prima, da fällt mir ganz viel dazu ein, ich könnte auf der Stelle mindestens zehn Motive aufzählen, die ich malen könnte, man weiß gar nicht wo man anfangen soll, soviele Möglichkeiten gibt es
da. Wir fangen sofort an, dürfen es auch mehrere Bilder sein?
Na ja, zugegeben, ich hatte mir die Reaktion etwa so vorgestellt, war sie aber dann doch nicht. Was soll man denn dazu wieder malen, da fällt mir ja überhaupt nichts ein, wieder so ein Thema, das
man nicht gebrauchen kann, gedacht haben das sicher Einige, auch wenn sie es jetzt nicht zugeben würden.
Dabei war mein Gedanke ganz einfach gedacht. Seit Jahrtausenden orientieren sich Menschen an markanten Dingen in ihrer Umgebung, wenn sie bestimmte Orte wieder finden wollen.
Zunächst einmal, nahe liegend, besonders markante Formationen in der Landschaft, das kann das Matterhorn sein, das sieht man ja relativ weit, die weißen Klippen von Dover, die Kreidefelsen von
Rügen, oder aber auch die Externsteine im Teutoburger Wald, Ayers Rock in Australien, markante Felsformationen im Monument Valley, alles was weithin sichtbar ist, war geeignet als
Landmarke.
Später gingen die Menschen dazu über, sich Landmarken selbst zu erschaffen, Stonehenge, oder einige der Weltwunder der Antike, den Koloss von Rhodos, den Leuchtturm von Pharos, die Pyramiden von Gizeh, die Pyramiden in Mittelamerika, die Akropolis in Athen, alles weithin sichtbare Orientierungsmale.
Landmarken waren dauerhafte Kennzeichnung, eine Markierung oder auch ein weithin sichtbarer Punkt der zur Orientierung dient. Bestes Beispiel dafür sind die hier in unserer Ausstellung reichlich vertretenen Leuchttürme. Es geht ja die Erzählung um, kein Leuchtturm sähe wie der andere aus, damit sie schon von weither gut unterscheidbar sein würden.
Diese dienten natürlich oft nicht nur der äußerlichen Orientierung sondern waren im übertragenen Sinne oft auch als erbauliche Wegweiser fürs menschliche Gemüt gedacht.
So zeugten sie von Macht, Größe und technischen Fähigkeiten ihrer Erbauer.
Kirchtürme waren zwar gern genutzte, weil weithin sichtbare, oft in ihrer Unterschiedlichkeit sehr markante Orientierungshilfen, sie waren aber auch gedacht als Wegweiser für den richtigen Weg noch oben.
Nicht anders zu verstehen sind die überdimensionalen Buddhastatuen in Asien die den Weg zur inneren Weisheit weisen sollen.
Aber auch nationale Größe wurde gerne einmal in weithin sichtbaren Landmarken demonstriert. Zur nachdrücklichen Ermahnung der Untertanen wurden Werke des nationalen Stolzes geschaffen, beispielsweise der Herrmann im Teutoburger Wald, die Germania in Rüdesheim, das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica. Wegweiser nicht nur in der Landschaft sondern auch Mahnmale für das gutbürgerliche Verhalten den Oberen gegenüber.
Mit dem technischen Fortschritt einher gingen dann die Orientierungshilfen die gleichzeitig auf die technologische Überlegenheit hinwiesen, wie zum Beispiel der Eiffelturm, die Golden Gate Bridge in Kalifornien, die diversen Hochhäuser die in Manhattan aus dem Boden schossen. Manchen größenwahnsinnigen dienen sie noch heute als Potenzersatz, der Trump Tower wäre da ein Beispiel.
Landmarken waren aber auch die Kathedralen der industriellen Arbeit, die weithin sichtbaren Fördertürme, hier in Moers beispielsweise das rot angestrichene Fördergerüst von Rheinpreussen Schacht vier, oder der vor etwa fünfzehn Jahren abgerissene Betonturm der Zentralschachtanlage in Utfort, mit immerhin 82 Metern Höhe ein weithin sichtbares Gebäude in der flachen Niederrheinebene. Natürlich auch als Landmarke zu sehen, die riesigen Türme der Hochöfen, die hier in der Gegend einstmals das Landschaftsbild bestimmten.
Inzwischen schaffen wir künstlerische Landmarken, wie die Haldenkunst mit Tiger and Turtle, das Tetraeder in Bottrop, die Himmelstreppe, das Hallenhaus auf der Halde Norddeutschland, die Totempfähle der Halde Haniel oder das Moerser Geleucht, von Otto Piene.
Anders als die weithin sichtbaren Landmarken sind Wegmarken Orientierungshilfen in unüberschaubarem Gelände, sie leiten uns auf nahe Sicht. Dazu gehören neben Straßenschildern auch die aufgemalten Markierungen , meist nur zwei drei farbige Striche, von Wanderwegen. Bekanntestes Beispiel für Wegmarken dürfte aber das Muschelsymbol sein, das den Pilgern den Jakobsweg nach Santiago de Compostela weist.
Letzteres wird ihnen in der Ausstellung begegnen, von Peter Sieber selbst erwandert und unserer Fußkrankentruppe zur Inspiration weitergegeben.
Nun zu den einzelnen Ausstellenden:
Angelika Niehaus hat das Hallenhaus ohne Wände auf der Halde Norddeutschland gemalt
Beate Monden, Aquarelle Geleucht, OWO, Neuwerk Leuchtturm
Bertha Trompetter Vier Leuchttürme, Windmühle
Brigitte Busz auf Papyrus Viele Land- Wegmarken, angefangen bei Sternzeichen, bis zum Schandbaum und zum Meilenstein
Christa Markgraf Betsäule, Schmiedeeisernes reich verziertes Tor (Comer See ?) verschneiter Schloßgarten
Elke Dumitru Henriettenkopf, Haldenkunst Holzstelen
Esther Driesen in zarten Aquarelltönen, Kloster Kamp, Leuchttürme
Eva Hartmann expressivfarbige Nachtstadt, Hommage an Gabriele Münther mit Ziegelrotturm
Gabi Schweer drei Rheinbilder mit Schiffahrtszeichen und Industriemarken, Rheinorange, Bakenkirche auf Texel, das Geleucht mit ganz moderner Wegmarke Autobahnausfahrt
Gerda Frank Eiserner Kumpel von Anatol Beuysschüler zwischen Neukirchen und Vluyn
Gisela Koeters Wegweiser nach Amsterdam Gisela Wasielewski Schiffahrtszeichen, Kugelboje, das Nordkap, die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen sowie ein schöner rot-weißer Leuchtturm
Heike Berg der Mond als Wegweiser für Traumtänzer, Strandwächter
Horst Pannenbeckers Buddha, Wegweiser zum Pfad der Weisheit, tief im Dschungel von Burma, Wasserkunst, tief im undurchdringlichen Gestrüpp des Bettenkamper Meeres
Irmgard Sczimarowsky inspiriert von ihrem Dauerurlaubsdomizil in Kärnten Betstöcke, Bildstöcke, Marterl
Karola Brück vier Leuchttürme, Der Hahn von Barcelos
Marianne Reiss Nichts als Löwenzahn bis zum Horizont, ganz in der Ferne grüßt der Kirchturm eines kleinen Dorfes
Mieke Sieber hat überhaupt nicht mehr aufgehört zu malen, das letzte Bild, die grünen Schornsteine von Duisburg, Stadtwerke, ist erst letzten Mittwoch fertig geworden. Einige Sehenswürdigkeiten ihres Urlaubsdomizils Texel, aber auch eine wichtige Landmarke am Niederrhein, Kloster Kamp
Petra Krülls Segelboote mit Wendemarke und die Häuser von Bergen mit dem schwarzen Rappen Sigrid Kiefer leicht abstrahierte Stadtansicht mit Kirchturm von Marburg
Die Ausstellung Landmarken - Wegmarken ist bis Juli 2019 zu sehen.