Samstag 16.4.2016: Ausstellungseröffnung in der Begegnungstätte
Eine neue Austellung kann in unseren Räumen angesehen werden. Die Gruppe Spektrum hat zum Thema gemalt "Wo viel Licht ist".
Zur Eröffnung kamen viele Interessierte. Zum Bericht darüber im Lokalkompass hier klicken und unten finden Sie die Eröffnungsrede von Hansfried Münchberg.
Ich möchte die heutige Ausstellung mit dem berühmten Götz von Berlichingen Zitat beginnen, welches Johann Wolfgang von Goethe dem Mann mit der eisernen Faust in den Mund legte:
Wo viel Licht ist…
Wo viel Licht ist…, ist der Titel unserer Ausstellung die wir heute eröffnen wollen.
Wo viel Licht ist… ist viel Schatten ist das Erste was einem dabei ganz spontan einfällt und damit ist auch schon die ganze Thematik beschrieben. Korrekt heißt der Aphorismus im Ersten Akt „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten doch war mir’s willkommen.“.
Goethe war ja nicht nur Dichter, er befasste sich auch ausführlich mit Malerei. Intensiv hat er sich mit wissenschaftlichen Studien über Licht, Farbe und Schatten beschäftigt. Er hat in seiner Farbenlehre über Schatten geschrieben: „Ein Schatten, von der Sonne auf eine weiße Fläche geworfen, gibt uns keine Empfindung von Farbe, solange die Sonne in ihrer völligen Kraft wirkt. Er scheint schwarz oder, wenn ein Gegenlicht hinzu dringen kann, schwächer, halberhellt, grau. Zu den farbigen Schatten gehören zwei Bedingungen, erstlich, daß das wirksame Licht auf irgend eine Art die weiße Fläche färbe, zweitens, daß ein Gegenlicht den geworfenen Schatten auf einen gewissen Grad erleuchte.“
Licht ist nicht nur pure Helligkeit, wir empfinden es besonders hell vor einem dunklen Hintergrund bzw. in einer schattigen Umgebung.
Licht ist der für das Auge sichtbare Teil der elektromagnetischen Strahlung.
Mit der Erscheinungsform Licht befassten sich die großen Geister der Welt, versuchten diese zu ergründen und zu erklären. Dabei waren Galileo Galilei , Foucault, Isaac Newton, Michael Faraday untersuchten das Licht bis dann die Quantenhypothese von Max Planck und Albert Einstein entwickelt wurde. Aber die Forschung geht weiter in Bereiche, die sich mir jedenfalls nicht mehr erschließen werden.
Licht ist eines der bedeutendsten Phänomene für alle Kulturen. Künstlich erzeugtes Licht aus Lampen ermöglicht dem Menschen heutzutage ein angenehmes und sicheres Leben auch bei Nacht 1und in geschlossenen Räumen
„Licht“ und „Leuchte“ werden auch als Symbole für Intelligenz verwendet (Lichtblick, . Ein Mangel an Intelligenz wird auch als „geistige Dunkelheit“ oder „geistige Umnachtung“ bezeichnet. Im Christentum steht das Licht in der Selbstbezeichnung Jesu Christi für die Erlösung des Menschen aus dem Dunkel der Gottesferne
Im ersten Satz der Genesis steht und der Herr sprach „Es werde Licht und es ward Licht.“ Licht ist also das nach der Erschaffung der Erde das Erste was das Sein ausmacht.
Unsere wichtigste natürliche Lichtquelle ist die Sonne, von dort braucht das Licht genau 499 Sekunden zu uns, also 8 Minuten 19 Sekunden.
Licht das ist eine physikalische Erscheinungsform von Energie, und die kann nicht verloren gehen, wie wir seit Einstein wissen. Das Licht kann nur seine Erscheinungsformen ändern, indem es z.B. von Gegenständen reflektiert wird bzw. durch die Oberfläche der Gegenstände absorbiert wird.
Trifft ein Lichtstrahl auf einen Gegenstand, so wird er an dessen Oberfläche teilweise zurückgeworfen, wir sehen dadurch nicht nur den Gegenstand sondern wir sehen dabei auch die Farben des Lichts die der Gegenstand nicht aufsaugt, sondern in unser Auge zurückwirft. Sehen wir also eine Gelbfärbung, hat der Gegenstand die blauen und roten Lichtwellen verschluckt.
Bei Gegenständen die kein Licht durchlassen, bildet sich auf deren dem Licht abgewandten Seite ein Schatten also eine Zone fast ohne Licht. Diese dunkle Seite des Seins, also die lichtabgewandte Seite ist umso dunkler, je heller das Licht ist. Zumindest erscheint es uns so, dabei wären wir aber wahrscheinlich auf eine optische Täuschung hereinfallen, den es erscheint uns deswegen dunkler weil darum herum alles sehr viel heller ist.
Was wären Lichtstrahlen, die durch das dichte Laubdach eines Waldes fallen, wäre da nicht der dunkle Schatten der diese gleißende Helligkeit hervorhebt.
Die Redewendung „Wo viel Licht ist“ meint aber wohl etwas ganz anderes ist, in dem damit ist eigentlich gemeint dass dort wo viel Wohlstand ist, auch die Schattenseite des Seins, großes Elend nicht weit ist. Dass große Vermögen oft auf dem Elend vieler armer Menschen aufbaut, dass der Glanz großer Kolonialreiche wie Großbritannien oder auch Frankreich und Belgien auf der skrupellosen Ausbeutung der jeweiligen Kolonien resultierte. Die glänzenden glitzernden Fassaden der Finanzmetropolen sind nicht denkbar ohne die oft unter elenden Bedingungen arbeitenden Menschen, die diesen Wohlstand erwirtschaften. Aber, bevor ich zu politisch werde, will ich lieber noch auf ein paar Bilder eingehen, die Sie ja schon zum Teil angeschaut haben.
Wir hatten dieses mal viel Zeit, die Bilder zu malen. Im Februar vergangenen Jahres habe ich das Thema gestellt. So kann es nicht verwunderlich sein, dass einige Bilder erst im Verlauf der letzten drei Wochen fertig wurden.
Wie immer ging es mit der Malerei bei Einigen ganz leicht und locker von der Hand, während andererseits auch ganz großes Drama geboten war, mit Zuckerbrot und Peitsche musste ich hinterher sein, damit die Bilder auch fertig wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass in vielen Bilder auch ein Teil von mir zu sehen ist, sei es ein mentaler Eingriff, sei es eine anfeuernde Maßnahme, sei es auch nur die Abbildung meines rechten Ohres. Die Malerinnen und Maler haben diesmal ganz kräftig in die Farbkiste gelangt, wobei erstaunlicherweise ganz viele Bilder in warmen Brauntönen dabei herausgekommen sind.
Den Wahrheitsgehalt des Sprichtwortes mit dem Licht kann z. B. eine Gänseschar sehr gut beurteilen, denn wenn die Zeit der vielen Lichter gekommen ist, dann ist auch ihre Zeit gekommen, dann sieht es duster aus für die leckeren Tierchen. Silvia Bernhardi ist zwar eine große Tierfreundin, ich weiß nicht, ob sie einem leckeren Gänsebraten widerstehen könnte, auch wenn sie die lieben Tierchen noch so schön gemalt hat.
Eine Industriekulisse malt Gabi Schweer, ein scheinbar rostfarbenes Wohnhaus vor einem Gasometer und jede Menge Rauch und Qualm in der Luft, wir Älteren können uns noch gut erinnern ,als es dem Ruhrgebiet noch glänzend ging, waren das die Licht- und Schattenseiten des Lebens hier im Pott, einerseits gut bezahlte Arbeit, den Städten ging es glänzend, aber die Luft war kaum zu atmen.
Ein Bergmann, noch dazu einer, der ein so wohlgeformtes Ohr hat, wie der von Marianne Reiss gemalte, kann das weise Wort wohl sehr gut nachempfinden, viele Stunden täglich vom Licht der Sonne abgeschlossen muß er es als eine unglaubliche Wohltat empfinden, wieder den sichtbaren Teil der elektromagnetischen Strahlung unseres Zentralgestirns sehen zu können.
„Afrika“ ist meine Assoziation bei dem Bild von Heike Berg. Ein Safari – Fahrzeug, ein Camping-Bus oder so etwas Ähnliches fährt durch den in der Abendsonne leuchtenden Staub. Ich war zwar noch nie da, aber ich stelle s mir so vor.
Ein lichtüberfluteter weiter Sandstrand, Dünen, Wasser, Weite, - Gisela Koeters hat die Schattenseiten des Seins einfach mal weggelassen, kann man auch mal ganz gerne haben, einfach nur Urlaub für die Seele.
Ein Eisberg, dessen größter Feind wohl die Sonne ist, die ihn zum Schmelzen bringen wird, fängt das Licht ein und transportiert es zu einem geheimnisvollen Funkeln in seinen größeren, verborgenen Teil unter die Wasseroberfläche. Man könnte Elke Dumitru`s Bild so übersetzen, „die wahre Schönheit liegt im Schatten, unter der Oberfläche“.
Ähnlich ergeht es einem Kristall, das in der Tiefe der Erde in dunkelsten Höhlen heranwächst, wohl nie zum Lichte kommen soll, bis es aus der Erde geholt, die Strahlen einfängt und aus dem Schattenreich heraus ein geheimnisvolles Innenleben zum Leuchten bringt, wie es Horst Pannenbeckers hier zeigt.
Einfach nur ein paar Dachziegel, genau hingeschaut sieht man darin das ganze Licht Italiens, die wohlige Wärme, ich rieche den stechenden Chlorgeruch von ACE Reiniger, Rotwein und Pasta asciutta ! Danke für diese Erinnerung an einen Malaufenthalt in Canale an Irmgard Sczimarowski
Die untergehende Sonne, im Gegenlicht,glitzert über dem Meer, die Felsenküste in starkem Dunkel- Kontrast wurde von Helga Henneberger in Aquarell festgehalten.
Die von Hanni Gnoyke gemalte tiefstehende Abendsonne die durch die Krone eines solitären Baumes bricht, ein kuzer Augenblick, ein Lichtblitz nur, wir alle haben so etwas schon einmal gesehen, einfach nur wohlige Gefühle erweckend .
Ein Lichtstrahl fällt auf eine grüne Wiese, ringsum wabert Nebel und Dunst, mieses Wetter, aber für einen Augenblick lässt Gisela Wasielewski die Erde hell und freundlich aufblitzen. Der Augenblick kann noch so mies sein, ein Lichtstrahl genügt, um einem ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Lichtdurchfluteter Wald , in allen Farben des Herbstes zeigt die ganze Schönheit der Natur, man riecht den warmen Waldboden, hört die Vögel zwitschern, spürt das Krabbeln der Ameisen an den beinen hoch. Man sieht dem Bild nicht an, dass es unter großem Druck entstanden ist. Näheres hierzu erläutert Ihnen gerne Bertha Trompetter.
Ein Blick durch die Lamellen, genau beobachtetes Spiel von Licht und Schatten, eine ganz alltägliche Situation die uns Petra Krülls hier zeigt, aber wegen des genauen Hinschauens, der Liebe fürs Detail, trotzdem großzügig und nicht pingelig gemalt, ein ganz reizvoller Aspekt unseres Themas.
Mieke Sieber hat gleich fünf Bilder beigesteuert, leuchtendes Fenster lässt farbiges Licht ins Dunkel dringen, eine Kerzenflamme ist viel schwerer zu malen, als es dann so leicht wie hier aussieht, der Mond reflektiert das Licht der Sonne, manchmal ist er so hell, dass selbst die Reflektion in der Nacht noch Schatten wirft.
Tonkrüge, bzw. Kanne und Tasse wachsen nur aus dem Wechselspiel von Licht und Schatten zur Räumlichkeit, da wo viel Schatten im Hintergrund ist, ist das Geschirr voller Licht, sie erkennen wohl auch, dass hier von Karola Brück mit den Geheimnissen der Zahlensymetrie gespielt wurde, die magischen Zahlen drei, sieben, elf und 21 kommen in den Bildern vor, ebenso wie die harmonische Teilung einer Strecke in zwei Teile….
Ein kleines beleuchtetes Winter-Dorf vor einer gewaltigen, fast bedrohlich dunklen Bergkulisse lässt die Sehnsucht auf ein Ende des Winters erahnen, man kann sich vorstellen, wie sehr die Bewohner sich die Rückkehr des Lichtes herbeisehnen, diese Bewohner hat Sigrid Kiefer mitgemalt, wer genau hinschaut sieht diese hinter den Fenstern und Türen.
Licht durchbricht die Gitterstäbe eines scheinbaren Kerkerfensters, so sehe ich das jedenfalls, Angelika Niehaus zeigt uns damit die Hoffnung, dass es draußen in der lichten Welt ein besseres Leben gibt, man muß nur die Fesseln sprengen und die Mauern zum Einsturz bringen. Aber, das sind schon wieder mal aufrührerische Gedanken.
Einfach nur Licht bricht in die Dunkelheit in dem Bild von Ingeborg Thummes, strahlend helles, gleißendes Licht, wo alles drumherum finsterste Finsternis ist, so als hätte einer gesagt, „es werde Licht und es ward Licht !“
Ich hoffe, Sie als Besucher unserer Ausstellung sehen noch viel mehr in den Bildern, ich wünsche eine frohe Entdeckungsreise und einen angenehmen Samstag – Nachmittag !